Neue Chancen für die Dörfer

Beim Ortsgespräch sprach Otmar Weber zum Thema Dorfentwicklung in Niedergailbach. Viele Entwicklungen wie zum Beispiel Bevölkerungsrückgang und Überalterung, Schließung von Läden machen den Dörfern Probleme.

Mit jeder Ausweisung von Neubaugebieten verringerten sich die Werte der bestehenden Häuser. Die Zusammenarbeit der Dörfer untereinander müsse verstärkt werden. Otmar Weber, seit sechs Jahren Leiter der Agentur ländlichlicher Raum beim saarländischen Umweltministerium, brachte beim ersten Niedergailbacher Dorfgespräch in der Gemeinschaftshalle viele der über 70 Teilnehmer zum Nachdenken.

Genossenschaften bilden, um Projekte zu finanzieren oder auch Gesellschaften zu gründen, um Vereinsarbeit effektiver zu machen, wurden als Lösungsmodelle vorgestellt. Der engagierte Dorfentwickler Weber sprach von Erfolgsstorys wie dem Gonnesweiler Dorfcamp oder einer Vereinscard, mit der ein Bürger mit einem Beitrag Mitglied in allen Dorfvereinen werden könne. Weiterhin schrieb er den Vereinen ins Stammbuch, Zusammenschlüsse vorzunehmen, um langfristig überlebensfähig zu bleiben.

Auch müssten die Vereinsvorsitzenden zu jeder Ortsratssitzung eingeladen werden, damit die kommunalen Mandatsträger bei ihren Entscheidungen mit den Verantwortlichen und Umsetzern an einem Tisch sitzen.

In über 200 Gesprächen wie jetzt im Bliesgau will Weber im ganzen Land für Veränderungen werben. Mit dazu gehöre seit kurzem auch die Entwicklung der Biosphärenregion. Sie sei ein wichtiger Baustein für das Überleben der Region. "Was nützt dem Menschen eine schöne Natur, wenn es keine Dörfer gibt, in denen er leben will?", war seine ketzerische Frage, die er vor dem Hintergrund stellte, dass in den nächsten Jahren die Dörfer drastische Entwicklungen zu bestehen haben werden. Im Saarland haben 115 der 338 Dörfer weniger als 1000 Einwohner. 75 Prozent der Dörfer haben weniger als 4000 Einwohner.

Weber nannte das Beispiel Illingen: Dort stünden im Jahr 2030 von derzeit 5400 Häusern 800 bis 1000 leer. Schon heute wohnten dort in 670 Häusern jeweils nur noch eine über 65 Jahre alte Person. "Die Worte Onkel und Tante wird man zukünftig nur wenig hören," so begannen seine Ausführungen zur Bevölkerungsentwicklung. Zwar werde der Anteil der älteren Menschen sich drastisch erhöhen, doch habe das System diese Entwicklung nicht eingeplant. Der Bliesgau verliere in den nächsten 25 Jahren 13 Prozent seiner Bevölkerung, auf das Gebiet des Saarpfalz-Kreises bezogen seien dies 21000 Einwohner. Die Zahl der über 65-Jährigen steige im selben Zeitraum um 40 Prozent.

Auch sollten die Menschen ihr Kaufverhalten ändern. "Wer nicht im Dorf einkauft, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Laden dicht macht." Ortsvorsteher Otmar Gros erinnerte daran, dass in den vergangenen Jahren die Bank geschlossen wurde, die Schule dicht gemacht habe, auch sei die Zukunft des Kindergartens ungewiss. Jedoch sei nicht Jammern angesagt. Stattdessen sollte man nach Chancen suchen.

Er wertete als gutes Signal, dass sich so viele für die Thematik interessierten, zeige es doch, dass sich die Menschen für die Zukunft und deren Gestaltung engagierten. Gros warnte seine Gemeinderatskollegen davor, die Zentralisierung auf die großen Orte weiter zu betreiben. Gerade die Landesregierung gebe doch vor, dass Ziel der Kommunalpolitik sein müsse, jeden Ortsteil mit den wichtigsten Funktionen auszustatten. Er wünschte sich, dass auch andere Dörfer dem Niedergailbacher Modell nacheiferten, um damit in der Bevölkerung Problembewusstsein zu schaffen.

Zum Ende der Veranstaltung wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet. Die eine beschäftigt sich mit der allgemeinen Dorfentwicklung, die andere mit der Problematik "Jung und Alt". "Sie müssen fahren, und wir dürfen bleiben," meinte Bernd Mühlens gegenüber Otmar Weber und drückte damit das positive Selbstverständnis der Niedergailbacher aus. "Was nützt dem Menschen eine schöne Natur, wenn es keine Dörfer gibt, in denen er leben will?"

 
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