Gemeinsam stark sein

Das Dorf liegt romantisch zwischen Streuobstwiesen und Hügeln. Wunderbar zum Leben, sagen die, die dort wohnen: Niedergailbach. Die Bewohner halten zusammen, denn Niedergailbach vermittelt ein selten gewordenes Gut: Heimatgefühl.

Es gibt Dörfer, die halten zusammen. Warum das so ist, kann man eigentlich gar nicht so recht erklären. Tatsache ist, dass man dieses Zusammengehörigkeitsgefühl sofort spürt, wenn man den Raum betritt, in dem die Dorfbewohner sitzen.

Wie am Montagabend beim Ortsgespräch der Saarbrücker Zeitung in der Dorfgemeinschaftshalle von Niedergailbach. Weit über 20 Leute waren gekommen, um über ihr Dorf zu sprechen. Keineswegs lokalpatriotisch, sondern durchaus kritisch und manchmal auch ein wenig traurig. Denn dass die alten Traditionsvereine aussterben - dieser Zug der Zeit hat auch vor einem 570-Einwohner-Dorf wie Niedergailbach nicht Halt gemacht. Man mag das bedauern, "aber aufzuhalten ist es nicht", bemerkt Norbert Oberringer, der einst im Alter von 17 Jahren dem Männergesangverein beigetreten war. Sein Sohn Sebastian, heute im gleichen Alter, "der würde sich über das Ansinnen, einem Männerchor beizutreten, kaputt lachen ", seufzt Vater Norbert.

Was jedoch nicht heißt, dass die jungen Leute in Niedergailbach die Dorfgemeinschaft nicht mehr pflegen würden - das Gegenteil ist der Fall.

Erfreulich viele Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren waren zum Ortsgespräch erschienen. Andreas Rauch, der Vorsitzende des Jugendclubs, ist stolz darauf, dass sich alle jungen Leute im Dorf kennen und sich treffen. Obwohl sich die Wege nach der Grundschule meist getrennt haben, die Jugendlichen in St. Ingbert, Zweibrücken oder Homburg zur Schule gehen. Der Jugendclub hat einen eigenen Raum im Kindergartengebäude, "da treffen wir uns, hören Musik oder unterhalten uns", sagt Andreas.

Auch Fahrten ins Kino oder Ausflüge organisiert der Club gemeinsam. Wenn auch mit Grenzen: "Ins Calypso nach Saarbrücken wären wir gerne gefahren", seufzt Andreas Rauch, "aber dahin ist die Verkehrs-Verbindung so schlecht, dass wir's aufgegeben haben." Der übliche Weg, erläutert Ortsvorsteher Otmar Gros, sei mit dem Bus bis Kleinblittersdorf und dann weiter mit der Saarbahn.

Ein Problem, das nicht nur junge Leute haben. "Wer nicht mobil ist, hat in Niedergailbach wenig Chancen, den täglichen Bedarf zu decken, den man zum Leben braucht", bedauert Peter Bruckmann, "die Leute fragen doch heute sofort: Wie ist die Anbindung? Gibt es Ganztagsbetreuung für die Kinder? Gibt es was zu kaufen? Ist das nicht der Fall, ziehen die Leute weg von den Dörfern." Erst vor kurzer Zeit, so Otmar Gros, habe sich die letzte Bäckerei aus dem Dorf verabschiedet. Die Bank kommt nur noch im Auto vorgefahren, noch nicht einmal ein Pfarrer ist mehr am Ort.

"Alles zieht vorzugsweise in die Gemeindezentren wie Gersheim oder Ormesheim, während die Randdörfer ausbluten", hat Gros festgestellt, "ich befürchte, dass uns nun auch über kurz oder lang der Kindergarten zugemacht wird. Das ist die letzte Einrichtung, die wir noch haben."

Auch Albert Rau vom Obst- und Gartenbauverein spürt das gewandelte Verhalten der Menschen im Verein: "Wer hat heute denn noch einen großen Nutzgarten, bei dem ihm der Verein mit Geräten oder Ratschlägen helfen kann? Die Leute säen lieber Rasen und pflanzen Ziersträucher." Warum das so ist, versteht Albert Rau sehr gut: "Wenn man zu zweit berufstätig ist, hat man keine Zeit für Gartenarbeit. Und wenn man heute Kinder hat, ein Haus und ein Auto braucht, bleibt einem ja gar nichts anderes mehr übrig, als zu zweit arbeiten zu gehen."

Dafür haben junge Eltern in Niedergailbach das gute Gefühl, die Kleinen in einem schönen Kindergarten betreut zu wissen. Darauf sind die Dorfbewohner stolz. "Der Kindergarten wird sehr unterstützt", betont Andrea Hix, die Kindergartenleiterin, "alle Bürger am Ort haben dafür offene Ohren, es wird viel gespendet."

Außerdem halten die Niedergailbacher den Kindergarten in Ordnung, so wie sie das Gemeinschaftshaus aufgebaut und den teuren Rasenplatz selbst geschultert haben. "Das kommt, weil wir den Erlös von unserer Zeltkirb und anderen Festen in einen gemeinsamen Topf tun", betont Margot Rau, "in anderen Dörfern will jeder einzelne Verein sein Geld haben. Aber damit stirbt die Gemeinschaft! Hier kommt das Geld auf einen Haufen, dann wird entschieden, was das Dorf braucht."

 
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