Ein Baudenkmal mit alter Tradition

Die Niedergailbacher Mühle Folz unter Denkmalschutz gestellt - Altes Inventar noch immer vorhanden

Etwas versteckt zwischen Großer Steige und Gailbach kuscheln sich drei Gebäude ins malerische Tal. Eines der alten Häuser ist die ehrwürdige "Folze Mühl", die 1885 von Jakob Folz, dem Besitzer des Drehbrunnerhofes, ersteigert wurde. Diese alte Mühle wurde jetzt in die Denkmal-Liste des Saarlandes als Kulturdenkmal aufgenommen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle im Jahre 1660.

Die 69-jährige Ilse Folz, die heutige Besitzerin, ist stolz, dass ihr Haus samt seines heute seltenen Inhalts jetzt unter Denkmalschutz gestellt wurde, wird damit doch das Werk von vier Generationen für die Nachwelt erhalten. 1905 wurde Philipp Folz Müller. Er starb 1915 im Ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld von Linz am Rhein. Seine Witwe heiratete einige Jahre später seinen Bruder Friedrich streng nach dem Diktat des Vaters, der die Mühle unter allen Umständen in der Familie halten wollte.

Ende der 20er Jahre wurde die Mühle neu gebaut. Jetzt wurden dafür Maschinen gesucht. Fündig wurde man in der Niederlausitz. Auf drei Stockwerken verteilten sich dann - wie auch heute noch - der Walzenstuhl, der die erste Vermahlung des Korns bei der Mehlherstellung übernommen hatte, die Haferquetsche, die Reinigungsanlage und die Abfüllanlage für Schrot und Mehl und auch das Herzstück einer Mühle, der Plansichter, der das Mehl von der Kleie gesäubert hat.

Im Keller wie auch im Dachgeschoß trutzt die Transmission und die Ossbergerturbine. Angetrieben wurde alles bis zur Umstellung auf Elektrizität durch das Wasser des Gailbaches, der sich gelenkt durch den verrohrten Mühlenbach auf 250 Meter in das Mühlrad ergoss. Die Wasserrechte hatte die Familie eigens kaufen müssen. auch das Becherwerk, der Schrotstuhl und die Schrotmühle, sowie Kleie- und Mehlsilo und die Sackabfüllanlage gehören noch zu den original erhaltenen Einrichtungs- und Maschinenanlagen des alten Gemäuers.

Ilse Folz, aufgewachsen in Feilbingert bei Bad Kreuznach lernte ihren späteren Ehemann Walter, der einzige Sohn von Friedrich Folz, in Schwarzenacker kennen, als er dort bei ihrer Tante Mehl ablieferte. Der hatte in der Mühle Schöndorf in Peppenkum das Handwerk erlernt, legte aber in der Evakuierung in Tiefenort an der Werra seinen Gesellenbrief ab. Das erste Dach des Ortes musste auf die Mühle, da sie für die Versorgung der Bevölkerung eminent wichtig war. 1952 zog Ilse Folz dann nach Niedergailbach um, 1953 wurde geheiratet. Aus der Ehe sind vier Töchter hervorgegangen, von denen Karin mit ihrem Mann Nikolaus Weiser im Nachbarhaus wohnten. Schwere Aufbauarbeit war nach dem Krieg zu leisten.

Im Dezember 1944 war das Mühlengebäude bei einem Angriff in arge Mitleidenschaft gezogen worden. Doch schon bald stand es wieder zur Verfügung, da die Maschinen fast vollständig intakt geblieben waren. Ausgelegt war die Maschinerie mit einer Kapazität von 1,5 Tonnen, gerechnet auf eine Laufzeit von 36 Stunden, was sich spätestens in den späten 50er Jahren als zu klein dimensioniert erwies. 1947 kam Walter Folz aus der Kriegsgefangenschaft zurück und bewirtschaftete anschließend gemeinsam mit seinem Vater den Handwerksbetrieb.

Noch lange blühte der Handel mit den Brotmarken, die als Gegenleistung für geliefertes Getreide an die Lieferanten ausgegeben wurden. Die großen Konkurrenten, wie die Kölner Auer Mühle, machten die Arbeit auch nach der Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik immer unrentabler, auch die Bliesmühle im benachbarten Breitfurt sorgte dafür, dass der Umsatz immer mehr zurückging. Vom einstigen Einzugsgebiet, dem gesamten Bliestal und dem benachbarten Lothringen bis hin nach Frauenberg blieb nichts mehr übrig. Die Müllerfamilie Folz kapitulierte endgültig 1964. Der Betrieb wurde dicht gemacht.

Doch Walter Folz wollte seine Maschinen nicht verkaufen, hoffte immer noch auf bessere Zeiten, die nicht kamen. Er hielt alles in Schuss, auch als er nach zwei Jahren in der Breitfurter Bliesmühle als Arbeiter schon im Industriebetrieb Pallmann in Gersheim arbeitete. Er starb 1983. Seine Frau führt mit großem Engagement seither viele Besucher durch die Mühle, hat die Kommissionen in den Wettbewerben "Unser Dorf soll schöner werden" oder auch im Europäischen Dorfwettbewerb empfangen und sie in die uralten Familien-Geheimnisse des Mühlhandwerkes eingeweiht.

 
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